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Cosel Palais

Dialog zwischen Alt und Neu


Die Wiederherstellung des Cosel-Palais in Verbindung mit einem Neubau in unmittelbarer Umgebung der Dresdner Frauenkirche ist eine der interessantesten Aufgaben für das Architekturbüro Kaplan - Matzke - Schöler und Partner aus Dresden.

Seit einiger Zeit befasst sich das Büro mit dem Dialog zwischen Alt und Neu. Und Dialog bedeutet eben, dass die Gebäude miteinander sprechen, dass nicht neue Stahl-, Glas- und Betonbauten ohne Beziehung neben historische Bausubstanz gesetzt werden. Dr. Schöler von KMSP, das im Auftrag der Chemnitzer Sachsenbau für den Wiederaufbau des Cosel-Palais verantwortlich zeichnet: „Unser Thema ist der konsequente Erhalt historischer Bausubstanz. Wir wollen möglichst wenig Neues hinzufügen. Wo aber das Alte wirklich nicht mehr vorhanden ist, dort entscheiden wir uns dann auch für neue Strukturen.“

Das Projekt

Am Georg-Treu-Platz entsteht gemäß der denkmalpflegerischen Zielstellung, eine neue Gebäudehülle, genau nach historischem Befund und unter Einbeziehung der vorhandenen Torhäuser und der offengelegten Kelleranlagen. Das Palais ist einer der wiederzuerrichtenden Leitbauten. Mit seinen beiden Torhäusern, der prächtigen Fassade und dem Ehrenhof mit Sandsteinpfeilern, auf denen Knöfflers Kindergruppen standen, gehört es zu den Bauwerken, die den städtebaulichen Raum um die Frauenkirche formten. Es liegt unmittelbar gegenüber der Frauenkirche,   an der Nahtstelle zwischen Neumarkt und ehemaliger Festungsanlage. Im 18. Jahrhundert zählte es zu den meistbeachteten Bauten in Dresden. Dr. Schöler: „Wir hatten Glück, denn wir haben im Schutt 20 Steine mit fast allen erforderlichen Profilen gefunden. Der aufgefundene Kopf einer Figurengruppe wird es ermöglichen, dass Künstler aus Dresden und dem Umfeld den Schmuck des Hauses erneuern. Wir wollen Kopien bekommen, die zeigen, wie Rokoko wirklich aussieht.“

Bei den Ausgrabungen wurden archäologische Funde, über eine Zeitspanne entdeckt, wie bisher nur im Schloss. Alle Besiedlungsperioden Dresdens sind ablesbar, begonnen von frühen slawischen Siedlungen.

Als Glück mag heute gelten, dass Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze das Cosel-Palais 1764 über den Resten des alten Pulverturmes errichtete. Dieser stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Zeit Georgs des Bärtigen, und wurde mit zwei Meter dicken Wänden und einem Durchmesser von 14 Metern gebaut. Seine nun wieder aufgefundenen Fundamente werden in den Bau integriert und sollen Raum für eine attraktive Erlebnisgastronomie bieten.

Im historisch getreu zu errichtenden Teil des Komplexes werden weitgehend die inneren Gebäudestrukturen wiederhergestellt - das Vestibül, das barocke Treppenhaus und der Festsaal mit Empore. Die andere Räume allerdings werden sich modernen Nutzungsanforderungen anpassen, denn vom General der Infanterie Friedrich August Reichsgraf von Cosel, einem Sohn Augusts des Starken, war das Gebäude einst auch zur Vermietung und unter Renditegesichtspunkten errichtet worden. Anstelle der kleinen Wohnungen sollen publikumsorientierte Büroeinheiten mit hochkarätigem Ambiente entstehen, z.B. für Konsulate. Dabei spielt der bewußt gestaltete Dialog zwischen historischen Bauteilen und zeitgemäßer Architektur eine besondere Rolle.

In beiden Baukomplexen sind vielfältige gastronomische Einrichtungen mit den Möglichkeiten zur Nutzung für Feste und Empfänge vorgesehen.

Der Neubau

Unmittelbar am Georg-Treu-Platz ist eine moderne Erweiterung des Baukörpers als solitäres Bauwerk geplant, das Neue Palais. Seine Form antwortet in vielfältiger Weise auf den städtebaulichen Rahmen und bildet einen neuen Abschluss des Platzes als städtischer „Festraum“, nutzbar für Konzerte und Serenaden. In zahlreichen Variantenuntersuchungen und Abstimmungen wurde für die Fassade ein Lösungsvorschlag erarbeitet, bei dem ihre Strukturen den Dialog mit der angrenzenden Bürgerstadt aufnehmen, moderne Gestaltung aber nicht leugnen.

Neben der Integration moderner Haustechnik in die historischen Gebäude wird natürlich - so Dr. Schöler - auch der Bau der öffentlich nutzbaren zweigeschossigen Tiefgarage, die beide Gebäude verbindet und sich Richtung des Tzschirner-Platzes erstreckt, aufgrund der archäologischen Funde ein Problem. Die Garage bietet entlang des Albertinums auf ihrem Deckel einen städtebaulichen Raum für einen schmalen zweigeschossigen Neubau zwischen Albertinum und Salzgasse.

Dr. Schöler zum Gesamtprojekt: „Je besser wir das Vorhandene und sinnvoll zu Erhaltende in unsere Planungskonzepte einbeziehen, und je besser es uns gelingt, mit modernen Mitteln neue, flexible Funktions- und Architekturqualitäten zu gestalten, um so größer ist die Chance unseren Lebensraum für die Herausforderungen des kommenden Jahrtausends zu ertüchtigen. Nur aus der Kontinuität der Baukultur lassen sich langfristig gesehen wirtschaftliche Konzepte ableiten, die durch ihre baukünstlerische Aussage und ihren hohen Gebrauchswert den Dialog zwischen gebauter Umwelt und Benutzer in vielfältiger Weise befördern.

Das Haus steht und wird rege genutzt. Nur der Neubau gefällt den Dresdnern nicht so richtig. Das ist ihr gutes Recht.

 

 

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