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Hohe Haine

Die Hohen Haine Dresden


Seit 1990 arbeitet der am 15. Dezember 1928 in Wien als Fritz Stowasser geborene österreichische Kunstphilosoph und Künstler Friedensreich Hundertwasser auf dem Gebiet der Architektur. Irgendwie sehen alle seine Projekte gleich aus, und irgendwie sind sie alle anders - das KunstHausWien, die Raststätte Bad Fischau, die AGIP Tankstelle Wien, das Fernwärmewerk Spittelau, das Hundertwasserhaus Bad Soden, das Einkaufszentrum Village in Wien, die Textilfabrik Muntlix, das Rogner-Bad Blumau und besonders das Martin-Luther-Gymnasium in Wittenberg, das durch die Umgestaltung eines Plattenbaus entsteht und trotzdem die tanzenden Fenster des Friedensreich Hundertwasser als typisches Kennzeichen aufweist.

Für Dresden hat er nun ein Gebäude entworfen, das den Rahmen alles bisher in der Stadt gebauten ebenso sprengt, wie einst die Yenidze.

Er schreibt: „Das Hohe-Haine-Dresden Architektur-Projekt ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Das Hohe-Haine-Dresden Architektur-Projekt ist eine Anlage, die nicht den üblichen Normen entspricht, ein Abenteuer der modernen Zeit, eine Reise in das Land der kreativen Architektur und ein neues kulturelles Wahrzeichen für Dresden.

Es ist ein ungewöhnliches Architekturprojekt. Es soll im Meer von rationellen Häusern eine Oase für die Menschlichkeit und die Natur sein. Es soll die Sehnsucht der Menschen nach Romantik verwirklichen. Es ist genau diese Romantik, die rationelle Architektur mit tödlichem, sterilem Eifer negiert und versucht zu eliminieren.

Dieses Hohe-Haine-Dresden Architektur-Projekt ist ein Wahrzeichen für einen Aufbruch in ein neues Zeitalter, eine Kehrtwendung im Einklang mit den Träumen und Sehnsüchten der Menschen.“

Waschzuber auf Säulen gestapelt, dazwischen viel Grün - Bäume und Sträucher auf den Dächern und Terrassen, Zwiebeltürme und Kurven. Für Hundertwasser ist die gerade Linie ein Werk des Teufels, und so gesehen ist die Gestalt der Hohen-Haine-Dresden ein göttliche Eingebung. Kein Fenster sieht aus wie das andere und doch markieren sie mit ihrer Farbigkeit die Nutzung, denn es wird kein Haus für Märchenerzähler, wenngleich man dies auf den ersten Blick vermuten könnte. Wohnungen zwischen 40 und 180 m2, ein Appartementhotel mit rund 30 Zimmern, eine Markthalle als kulinarische Meile, ein Discountmarkt, Geschäfte des Einzelhandels, natürlich Büros und Praxen sowie gastronomische Einrichtungen sind in dem Gebäude vorgesehen.

Dicht neben dem schönsten Milchladen der Welt beginnt das zur Bebauung vorgesehene Grundstück. Es erstreckt sich entlang der Prießnitzstraße bis an den alten jüdischen Friedhof. Hier schließt er eine Lücke mit dem Hundert-Augen-Haus. Der Meister nimmt auf der Bautzner Straße die Höhe der Gründerzeithäuser auf und steigert sich bis zur Einmündung der Priesnitzstraße Etage um Etage, Türmchen um Türmchen, Erker um Erker (ist Erker eigentlich der richtige Ausdruck, der Begriff hat doch so etwas kerniges und eckiges?).

Wenn das Haus einmal steht, werden jene Städte, die noch kein Hundertwasserhaus haben, neidvoll nach Dresden blicken, denn eine Attraktion wird es allemal - so lange, bis jede größere Stadt ihr Hundertwasserhaus hat. Das ist vorstellbar. Aber eine Stadt nur aus Hundertwasserhäusern? Ein wenig Teufelei sollte schon bei jeder Architektur dabei sein. Was machen wir sonst mit all unseren Schrankwänden.

 

Es ist der wirtschaftlichen Situation geschuldet, dass das Haus nie gebaut wurde und nun wohl auch nicht mehr gebaut wird.

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