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Hunsrück

„Wie ich’s am liebsten schaute,

mir dieses Haus ich baute“


Dies steht als Leitspruch auf dem Ordner, in dem Astrid Pautzke die Entwicklung ihres Hauses dokumentiert hat. Und schon als wir uns mit ihr verabredeten, wussten wir: Das ist etwas Besonderes. „Kommen Sie einfach die Fichtestraße in Kamsdorf entlang. Das Haus, das anders aussieht, ist es,“ sagte sie am Telefon.

Vorab: Es ist ein Hunsrück-Haus. Und bereits beim Betreten weiß man, dass hier Hausherren sind, die auf ökologisches Bauen und Ästhetik wert legen - Natursteinpflaster und natürliche Gartengestaltung fallen sofort ins Auge, Solaranlage und Schafwolldämmung, wasserlöslicher Klarlack und keine Schaumstoffe notieren wir später.

Der Beginn

Doch beginnen wir chronologisch. Astrid Pautzke: „Am Anfang wusste ich nur, was ich nicht will. Ich wollte kein weißes Haus mit glatten Wänden. Ich wollte auch kein bayerisches oder österreichisches Haus. Und ich wollte keine Chemie im Bau.“

Parallel zur Suche nach der Firma begann Astrid Pautzke zu planen und zu zeichnen. Nun konnte sie zwei Vorteile nutzen. Sie selbst bildet Kinder und Erwachsene künstlerisch aus, gestaltet Gärten und Inneneinrichtungen. Und ihr Mann konnte als Geschäftsführer eines Bauingenieurbüros sicher so manche Überlegung aus fachlicher Sicht einbringen. Ihr Ausgangspunkt war aber das eigene Lebensgefühl. Astrid Pautzke: „Das Haus sollte ein räumlicher Ausdruck unserer Lebensauffassung sein. Offenes Bauen ist eben nicht nur eine Tür weglassen. Ich habe am Anfang das Quadrat, eine der schönsten Formen als Ausgangsbasis genommen, habe es verschränkt und überlappen lassen und mir die natürlichen Wege in einem Haus vorgestellt.“

Praktische Überlegungen flossen ein, z.B. bei der zum großen Raum hin offenen Küche. Sie ist sowohl in ihrer Ästhetik wie der Funktionalität stimmig. „Im Grund habe ich das Haus um die Möbel geplant, und zwar nicht um die Möbel, die ich hatte, sondern um die, die ich mir vorstellte.“ Besonders beeindruckend sind die Relationen von Funktions- und Wohnräumen, von intimen Rückzugsmöglichkeiten und freien Blicken. Küche und Schlafzimmer haben eben genau die Größe die sie brauchen, die Wohnräume jedoch machen den Eindruck, dass man nicht in einem 152- sondern in einem 180-Quadratmeter-Haus ist.

Gestalterische Sorgfalt

Wenn Frau Pautzke anfangs per Hand zeichnete, so ging sie später zur Konstruktion - auch dreidimensional - auf dem Computer über. Die Möbel für den begehbaren Kleiderschrank wurden mit geplant und die Küchenmöbel entworfen. Bis ins Detail gingen die Überlegungen, die heute einen dicken Ordner füllen. Besonderen Wert legte sie auf die Gestaltung mit natürlichem und künstlichem Licht. „Unsere natürlichen Lichtquellen, der Mond und die Sonne, sind rund. Also sind es meine Lampen auch. Ich will doch keine Lampenschirme sehen, die jemand entworfen hat, der mein Haus gar nicht kennt.“

Licht als Element der Architektur

Durch die Fenster am Pultdach fallen zu den verschiedensten Tageszeiten die Strahlen der Sonne in unterschiedlichem Winkel ein, treffen sich mit dem Licht aus dem Wintergarten, modellieren so die verschiedensten Stimmungen. Wenig weiße Wand und sehr viel Holz, selbstverständlich nur mit einer wasserlöslichen Lasur behandelt, sowie Vorhänge aus Halbleinen anstelle steriler Gardinen schaffen eine warme Atmosphäre. Und dies, obgleich der große Raum im Zentrum des Hauses auf stolze 8,40 Meter in der Höhe kommt. Von ihm sind mit einer Treppe die Empore und die oberen Räume erschlossen.

„Ich bin sehr von der Philosophie und den Überlegungen des Bauhauses beeinflusst,“ sagt die Bauherrin. Ein Liegesessel, entworfen von le Courbusier, ein Bauhausstuhl, eine Sitzgarnitur im Stil des Bauhauses und viele andere Details machen dies sichtbar.

Und welche gestalterische Sorgfalt bei der Planung des Hauses eingesetzt wurde, mag die Tatsache verdeutlichen, dass auch der Fliesenleger vor Beginn der Arbeit seinen computergezeichneten Verlegeplan bekam, auf dem nicht nur die Position der wenigen antiquarischen Fliesen aus der Manufaktur von Dali sondern jede einzelne Fliese verzeichnet ist.

Auf allen Seiten des Hauses Balkons oder kleine Terrassen - anschließend an die Küche als Frühstücksplatz, in der oberen Etage mit Blick über die Hügel des Saalelandes und in den Garten, der ebenfalls bis ins Detail gestaltet ist. Einheimische Pflanzen, die Steine aus dem Aushub für den Keller, eine kleine Weinlaube und ein Teich - Stieglitz, Bachstelze, Dompfaff und Meisen treffen sich hier - bilden ein ästhetisches und ökologisches Paradies. Mit grobem Kies und Steinen aus der Saale sowie Natursteinpflaster sind die Wege gestaltet. Astrid Pautzke: „Einen Garten gestalten, das ist wie ein Bild malen.“

Auch der Keller wurde genauestens geplant. Heute dient er Astrid Pautzke als Atelier und Unterrichtsraum, in der Zukunft kann er zu einer kompletten Wohnung ausgebaut werden. Den Vorteil der Hanglage nutzend, verfügt er über einen separaten ebenerdigen Eingang.

Problemlose Übernahme der Bauherrenwünsche

Was aber ist denn nun Hunsrück an dem Haus? Mit ihrer kompletten Planung kamen die Bauherren zu Hunsrück, und dort sah man kein Problem. Hier wurde die Statik und die Ausführungsplanung gemacht, und zwar exakt nach den Vorstellungen des Bauherren. An einem 8. Februar, der Keller stand schon, kam der LKW mit dem Material. Wenige Tage später, am 11. Februar waren die ersten Wände errichtet und bereits am 28. des gleichen Monats war Richtfest. Nach einem halben Monat also war das Rohbauhaus mit Ausbausatz fertig. Dass der Innenausbau, an den von den Bauherren auch selbst viel Hand angelegt wurde, dann noch bis zum 10. August 1995, dem Einzugstag, andauerte ist bei der ausgefeilten Haustechnik normal. Fußbodenheizung und ein in diese integrierter und selbst gestalteter Ofen im Bauhausstil gehören dazu, die Solaranlage, und auch das geschmackvolle Bad mit Dachfenster, das es gestattet aus der Badewanne die Sterne zu sehen.

Also ist es ein Architektenhaus von Hunsrück? Eigentlich auch nicht, denn ein Architekt hat hier nicht mitgearbeitet. Es ist ein Haus, das dem Lebensgefühl der Familie Pautzke entspricht, ganz auf den Bauherren zugeschnitten. Und das kann eigentlich ein Architekt auch nicht leisten, auch wenn man ihm noch so genau erklärt, was man will und wie man denkt. Es ist also ein Hunsrück-Haus. Es ist aber gleichzeitig ein Pautzke-Haus - und das ist gut so.

 

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