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Kurländer Palais

Ein Kleinod des Rokoko


Das Kurländer Palais entsteht aus Ruinen.

Das Kurländer Palais, 1728 – 1729 von Johann Christian Knöffel, dem bedeutendsten Architekten des sächsischen Rokokos, im Auftrag des Gouverneurs von Dresden Graf Christoph von Wackerbart errichtet, galt als das schönste Palais der Stadt. Die Bedeutung des Oberlandbaumeisters Knöffel für die Dresdner Architektur ist heute gar nicht mehr so bekannt, denn der größte Teil der von ihm errichteten Häuser wurde bis 1900 abgerissen. Lediglich das Palais in Zabeltitz steht noch, das bei der Vorbereitung der Planung wichtige Auskünfte gab.

Bei dem preußischen Bombardement von 1760 wurde das Kurländer Palais beschädigt und danach durch den Architekten Friedrich August Krubsacius mit geringen Veränderungen im Inneren wieder aufgebaut. Zu Augusts des Starken Zeiten war das Palais ein Zentrum höfischer Kultur. In eigens dafür eingerichteten Kellerräumen hielt die von ihm gegründete Sociéte de antisobres (Gesellschaft von Nüchternheitsgegnern) ihre Sitzungen ab. Nach Wackerbarths Tod übernahm der Sächsische Adel das Palais, u. a. auch der Sohn König August III., Prinz Carl, der auch Herzog von Kurland war. Nach ihm trägt das Kurländer Palais bis heute seinen Namen. Nur Ruinen sind von dem Gebäude noch erhalten. Nun soll es wieder erstehen. Fritz Reimann und die USD Immobilien GmbH haben sich zur Kurländer Palais GbR zusammengeschlossen, planen ein denkmalgerechten Wiederaufbau.

Edel und feingliedrig

Wir sprachen mit den Architekten Dipl.-Ing. Carsten Schulze und Dr. Ing. Rainer Schmidt von der IPRO Dresden, die auf Grund ihrer Erfahrungen beim Wiederaufbau der Frauenkirche und der Kunsthochschule mit der Planung beauftragt wurde.

Fasziniert sind sie nicht nur von der äußeren Gestalt: Über dem Sockel erhebt sich das Untergeschoss mit Putzquaderung. Darüber, im Obergeschoss, finden wir reiche und feingliedrige Lisenenarchitektur und ein drei Fenster umfassenden Mittelrisalit. Von dem auf Tragsteinen mit Helmzier ruhenden Balkon mit Sandsteinbrüstung ist das schmiedeeiserne Gitterwerk vor den Fenstern zum Teil noch vorhanden.

Was viele Dresdner nicht wissen, der Giebel an der Südseite, also in Richtung Wilsdruffer Straße, war gar nicht der Abschluss des Gebäudes. Hier schloss sich ein von zwei Anbauten flankierter Gartenhof an, und nur mit diesem Gartenhof ist die Ästhetik der Abfolge der Räume zu verstehen.

Der Besucher sieht links im Vestibül eine einläufig beginnende und sich dann in Hufeisen-Form fortsetzende Treppe. Die Anordnung der Räume leitet ihn nach rechts, wo sich drei kleinere Säle befinden, von denen der Blick durch die Rundbogenarkaden auf den mit einer Mauer an der Südseite geschützten Gartenhof freigegeben wird. In diesem Hof wurden übrigens bei der archäologischen Untersuchung zahlreiche Reste der einstigen Bewässerungstechnik gefunden.

Der Prunk Frankreichs

In der oberen Etage, der belle etage, wiederholt sich der Grundriss, doch an Stelle der drei Räume erstreckt sich ein großer Festsaal, in der Blütezeit des Rokoko gestaltet. Die Räume sind reich geschmückt und waren mit teils vergoldetem Stuck und Gobelins ausgestattet. Holzbildhauer und Stuckateure versuchen dies heute nachzuempfinden. Der Saal öffnet sich über einen Balkon zum Gartenhof. Bei den Aufräumungsarbeiten wurde drei Eimer voller Reste der einstigen Kronleuchter gefunden, die man heute zur Rekonstruktion der Leuchter nutzen will.

Die an der Ostseite des Gebäudes angeordneten Räume erschließen sich durch eine Folge von Verbindungstüren – eine aus dem Frankreich des Sonnenkönigs bekannte Raumstruktur, die hier zum ersten mal in Dresden auftaucht.

Auch Überreste der alten Fassadenmalerei, mit der zum Teil auch nicht existente, aber für die Gliederung des Gebäudes wichtige Fenster aufgemalt waren, wurden gefunden. So kann diese originalgetreu wiederholt werden kann.

Die künftige Nutzung

Im künftigen Kurländer Palais wird auf drei Ebenen Gastronomie verschiedener Ansprüche einziehen. Das noch vorhandene Kellergewölbe, aus dem noch vor einiger Zeit die Jazzmusik in der „Tonne“ tönte, eignet sich gut als Weinkeller. Erdgeschoss und Gartenbereich sowie die belle etage mit großem Gartensaal, Gobelinsaal und Foyer sollen als Restaurant und Café bzw. für kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Dazu wird es mehrere Ladengeschäfte geben sowie im zweiten und im Dachgeschoss Büros. Die Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2003 geplant.

 

Anzumerken ist hier, dass sich der Aufbau verzögert hat - wie so Vieles in dieser Zeit.

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