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Markthalle

Die „Kaufkirche“ - Ein Hauch von Paris


Nachdem sich Dresden nun bereits mit dem schönsten Milchladen der Welt, dem größten zusammenhängenden Gründerzeitgebiet Europas, dem schönsten Flugabfertigungsgebäude Deutschlands, natürlich der schönsten und größten und ältesten Seitenraddampferflotte der Welt, der schönsten deutschen Messe und allemal einer der schönsten Stadtsilhouetten der Welt schmückt, will es in Kürze auch noch die schönste Markthalle Deutschlands (Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast) haben. Ist das nicht schön?

Die Neustädter Markhalle, gerahmt von Neubauten, setzt als Gründerzeitgebäude optisch ein markantes Zeichen in der Neustadt. Durch ihre Lage hat sie beachtliche Potenzen, die der Konsum nun nutzen will: Derzeit fällt, wenn die Passanten gezählt werden, die Hauptstraße noch deutlich hinter der Prager Straße zurück, was auch nicht unerhebliche Auswirkungen auf die in der Nähe liegende Königsstraße hat, die nun einmal wieder eine der schönsten Straßen Dresdens ist. Mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten soll dies geändert werden, und das in Kürze fertiggestellte Markthallenprojekt gehört dazu.

Die Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich die Dresdner, die bis dahin nur Märkte im Freien kannten, entschieden drei Markthallen zu bauen: Am Bahnhof Mitte, am Postplatz und die Neustädter Markthalle. Das Gebäude der Neustädter Markthalle war eine dreischiffige basilikaartige Anlage mit vollständiger Unterkellerung, umlaufenden Galerien und Kopfbauten an der Hauptstraße und an der Albertstraße. Am 7. Oktober 1899 wurde die unter Leitung des Stadtbaurates Edmund Bräter nach Plänen des Stadtbaumeisters Rettig entworfene Halle mit 213 Verkaufsständen eingeweiht.

Durch Kriegseinwirkungen wurde die östliche Hälfte 1945 zerstört. 1982 erfolgte der Wiederaufbau dieses Teiles mit einem Aufwand von 5,3 Millionen DDR-Mark, wobei die Kopfbauten an der Albertstraße nicht wieder errichtet, sondern durch einen Giebel in angepassten Formen ersetzt wurden. In den neunziger Jahren gab es verschiedene Versuche, das Gebäude wieder einer Funktion zuzuführen. Dies blieb ohne Ergebnis, bis sich nun der Dresdner Konsum auf seine eigenen Stärken besann.

Die Pläne

Die Zielstellung sieht vor, die Neustädter Markthalle als ein modernes Einkaufserlebnis im traditionellen Gewande zu entwickeln. Dabei soll insbesondere die historische Dachform sowie der große zusammenhängende Innenraum wiederhergestellt werden.

Das Architektur- und Ingenieurbüro IPRO Dresden (Büro U. Schönfeld, projektleitender Architekt Herr Fasold) hat die Gesamtplanung für den Umbau des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes übernommen. Ziel der Vorstellungen ist es, hier wieder einen Lebensmittelhandel auf gehobenem Niveau in der Kombination mit Erlebnisgastronomie zu schaffen.

Im Keller, sichtbar durch zwei neu geschaffene Öffnungen im Fußboden des Gebäudes wird eine urige Bierkneipe entstehen. Sie soll anknüpfen an die Tradition der historischen Bärenschänke. Auch ein gut sortierter Weinkeller und das Angebot von Feinkostprodukten und Spezialitäten auf 1.100 Quadratmetern findet sich in diesem Bereich.

An der Giebelseite – in Richtung Archivplatz – wird ebenfalls eine Biergaststätte mit einem Biergarten im Freien eingerichtet werden.

Im Erdgeschoss, wo einst der Konsummarkt war, soll er auch wieder seinen Platz finden. Allerdings ist hier ein Markt in einem Stil geplant, der sich von vergleichbaren Supermärkten abheben soll. Dies wird ergänzt im alten Teil der Markthalle vom Angebot zahlreicher Einzelhändler und kleiner Gastronomie in Ständen zu ebener Erde und auf der Galerie. Aber nicht Textilien oder Pfennigartikel sollen hier angeboten werden, sondern dem neuen Niveau der Halle entsprechend Spezialitäten, die man nicht überall bekommt. Asiatische Gewürze und italienische Pasta, spanisches Olivenöl und vielleicht auch bulgarischer Tschubritza.

Unter dem Oberlicht im neuen Teil der Halle ist auch noch ein Wellness-Bereich vorgesehen.

Das Projekt

Das Stahldach wird durch eine neue Konstruktion ersetzt, die den Forderungen der Denkmalpflege entsprechend wieder mit Biberschwänzen gedeckt wird. Selbstverständlich wird auch das über die ganze Länge der Halle reichende Oberlichtband wieder eingebaut.

Bemerkenswert ist, dass die Stahlkonstruktion im Inneren kaum sichtbar ist. Die Säulen waren mit Beton ummantelt. Die genietete Konstruktion ist weitgehend erhalten und muss nur dort, wo über die Jahrzehnte der Rost gefressen hat, erneuert werden. Natürlich werden die schmiedeeisernen Geländer an den Galerien, die kunstvollen Eisentreppen und selbstverständlich Lampen aus der Gründerzeit dem besonderen Ambiente der Markthalle Rechnung tragen.

Noch in diesem Jahr sollen die 19 Millionen Mark, die der Bauherr hier investiert, verbaut sein und zum Weihnachtsgeschäft werden die ersten Kunden die „Kaufkirche“ besuchen.

 

Es liegt wohl mehr am Branchenmix, als am Haus, dass die Markthalle von den Kunden nie so richtig angenommen wurde.

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