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Neumarkt

Der virtuelle Neumarkt


Ein Dresdner Architekturbüro entwickelte das elektronische Modell des Zentrums.

Oft sind in der „Sächsischen Zeitung“ oder anderen Veröffentlichungen Visualisierungen des Raumes um Frauenkirche und Neumarkt zu sehen. Der Bildnachweis sagt: Trux Architekten. Wie kommt es zu diesem Engagement? Wir trafen den Architekten im CAD-Atelier in der Borsbergstraße. Dipl.-Ing. Arch. Martin Trux hat nach dem Diplom an der FH Hagen bei Siame + Besson Architectes in Aix-en-Provence gearbeitet. Dann folgte er dem Ruf der IBM Deutschland GmbH und arbeitete unter anderem am Projekt zur Unterstützung der Frauenkirche. So entwickelte sich die Affinität zu Dresden, wo er gemeinsam mit seiner Frau Dipl.-Ing. Cornelia Trux 1994 das eigene Büro gründete. Er ist Mitglied im Förderverein zum Wiederaufbau der Frauenkirche und Gründungsmitglied des Citymanagement, Dresden.

Die Technik

Im Zuge der manchmal leidigen und oft unsachlichen Diskussionen um den Neumarkt und sein Umfeld erhielt er von der Gesellschaft historischer Neumarkt mit Unterstützung von IBM den Auftrag das virtuelle Stadtmodell als Basis für die Diskussion zu schaffen.

Hier ist ein Wort zur Software nötig. Sie heißt CATIA (das steht für Computer aided three dimensional Applikation), stammt von Dassault Systemes S.A. und wird von IBM vertrieben. Mit ihr werden Flugzeuge, Satelliten, Autos, Maschinen aller Art, Kreuzfahrtschiffe, medizinische Prothesen, feinstes Tafelporzellan, Patronen für Jagdgewehre, kostengünstige Fertighäuser und Vieles mehr konstruiert.

Diese Variabilität ist ihr Vorzug - auch bei einer Aufgabe, wie der Konstruktion der Region Neumarkt. Hier hatte jedes Haus eine andere Gestalt und wies andere Details auf. Rund 8.500 Einzelteile mit jeweils bis zu 26 Oberflächen in unterschiedlichen Geometrien musste Martin Trux für das virtuelle Stadtbild modellieren. Er nutzte verschiedene Quellen für die Arbeit: Die Grundrisse und Straßenzüge sind heute noch zum großen Teil vorhanden. Es gibt genügend historische Fotos und Zeichnungen. Und bis zur Sprengung im Jahr 1953 wurden auch zahlreiche denkmalpflegerische Dokumentationen erarbeitet. Mit CATIA wird auf der Grundlage dieser Dokumente sofort dreidimensional gearbeitet. Die Einzelteile – Wände, Decken, Säulen, Fenster, Dächer - werden einzeln modelliert, zu Gebäuden zusammengesetzt und direkt in das Bild gestellt.

Der Nutzen

Nun, da es weitgehend fertig ist, kann man von jedem Standort in jede Richtung und auch aus jedem Fenster blicken, kann sehen, ob ein Wiederaufbau des historischen Gewandhauses vom Luther-Denkmal aus den Blick auf das Dinglinger-Haus verstellt. Man kann in Minuten anstelle der historischen Bauten moderne Stahl-Glas-Konstruktionen einsetzen und ihre Wirkung prüfen. Selbst aus den Höfen kann man sehen, von welchem Standpunkt die Kuppel der Kirche sichtbar wird. Und man kann sogar Baupreise vergleichen. Trux hat ermittelt, das die klassische Fassade eines nicht mit reichem bildhauerischem Schmuck, aber mit Sandsteingewände, versehenen Hauses bis zu 40 Prozent günstiger kommt, als die aufwändige Pfosten-Riegel-Konstruktion der Glasfassade. Dabei bringt das Haus trotz der historischen Geschosshöhe von 3,50 m auch nicht weniger Nutzfläche. Und die reich geschmückten Gebäude sind ja eigentlich auch nicht so sehr Gegenstand der Diskussion. Diese sind Leitbau und werden mit ihrem Schmuck wieder errichtet. Der Streit geht in hohem Maße um die – vorsichtig formuliert – minderwertigere Bausubstanz, die es in dieser Region auch gab.

Die Absicht

Für Martin Trux ist das von ihm entworfene Modell eigentlich die ideale Grundlage zur wertfreien und sachbezogenen Diskussion. Schön wäre es, wenn sich die Vertreter unterschiedlicher Auffassungen vor den Computer setzen würden, und – ganz ohne Zorn und Eifer – mit gegenseitigem Respekt Möglichkeiten und Grenzen diskutieren würden. Denn der Hubschrauberblick auf das vom Tischler gefertigte Modell versperrt manche Ansicht und Einsicht. „In Dresden“, so hatte ein Kollege von Martin Trux nach einer Beratung von politischen Entscheidungsträgern zu einem Neubauprojekt festgestellt, „gibt es nicht nur schwarze, rote und grüne Brücken, sondern auch Fassaden in den gleichen Farben. Selbst dabei wird parteikonform abgestimmt“. Mit dem virtuellen Neumarkt-Modell könnte man eigentlich solche Gräben zuschütten.

Mehr zu diesem Thema:

www.trux-architekten.de - das Profil des Büros

www-5.ibm.com/de/catia/news/pi/hoch_hinaus.html – die Software

www.neumarkt-dresden.de - die Gesellschaft historischer Neumarkt

www.neumarkt-forum.de - Interessengemeinschaft der Investoren am Neumarkt

www.quartier-an-der-frauenkirche.de - das Quartier 1 (Investoren: Prisco/v.Döring GbR)

www.frauenkirche-dresden.org - Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche

www.dresden.de - die offiziellen Seiten der Stadt

www.stadtplan-dresden.de - Der Neumarkt aus der Vogelperspektive

 

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