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Putz

Putzsüchtig? - Macht nichts


„Drei Zehntel vom guten Aussehen dankt die Frau der Natur und sieben Zehntel dem Putz“, sagt ein chinesisches Sprichwort. So viel anders ist es bei Häusern auch nicht. Und eben deshalb interessierte uns die äußerste Hülle des Hauses. Die Eröffnung von Deutschlands modernstem Werk für Putze im sachsen-anhaltinischen Bad Dürrenberg, war uns Anlass, hier nachzufragen, wie man es mit seiner Putzsucht halten soll. Rede und Antwort stand uns Dipl.-Ing. Volker Busch von der Sto AG.

Erste Erkenntnis: Alles auf dieser Welt zerfällt in mehrere Gruppen - die Menschen zum Beispiel je nach Verwendungszweck in Männlein und Weiblein oder in Arbeiterklasse und Bourgeoisie (wobei immer einige Exoten als Rest verbleiben). Die Putze zerfallen in Innen- und Außenputz. Letzterer interessiert uns hier. Diesen wiederum zergliedert man in mineralische Putze, Silikatputze, organisch gebundene oder auch Kunstharzputze und Siliconharzputze (exotischer Rest: der Lehmputz, mit dem wir uns aber nicht beschäftigen).

Mineralischer Putz

Beginnen wir mit dem Klassiker, der zugleich der preisgünstigste Putz ist. Zu seinen Vorteilen zählt die Diffusionsoffenheit und die Haltbarkeit, wenn er fachgerecht verarbeitet ist. Durch seine dickschichtige Verarbeitbarkeit ist er besonders als Grundputz bei aufgemauerten Untergründen einsetzbar. Für eine weitere dekorative Beschichtung haftet auf ihm jeder andere Putz. Die Bindemittel bei diesem Putz sind Kalk und Zement, und wie bei Beton ist der Abbindevorgang ein chemischer.

Aufgrund seiner hohen Alkalität ist er nur begrenzt tonbar. Die Farbpalette ist also nicht sehr groß, und man muss auch damit rechnen, dass der Farbton nicht absolut einheitlich ist. Ohne Anstrich geht es also kaum.

Zu den Nachteilen gehört, dass er ohne modifizierende Zusätze nicht auf Wärmedämmverbundsystemen eingesetzt werden kann, weil er wenig oder gar nicht elastisch ist. Damit kann er keine Risse überbrücken und ist auch selbst rissgefährdet. Mittelmäßig ist die Beanspruchbarkeit der Oberfläche. Außerdem nimmt er auch Feuchtigkeit auf. Wer sich also ständig mit atlantischen Tiefdruckgebieten wie in Scheußlich-Holstein (Sorry!) oder dem Winter auf den Höhen des Thüringer Waldes herumschlagen muss, der sollte sich doch auch über die anderen Produkte informieren.

Silikatputze

Diese Putze werden mit Kaliwasserglas als Bindemittel hergestellt und zählen auch noch zu den mineralischen Putzen. Abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit muss man bei ihnen mit längeren Abbindezeiten rechnen. Dafür verfügen sie über eine hohe CO2- und Wasserdampfdurchlässigkeit und können deshalb auch auf alten Kalkputzen aufgetragen werden.

Für die Überarbeitung von Kunstharzputzen oder Farbbeschichtungen sind sie nicht geeignet, weil darauf eine Haftung durch Verkieselung nicht erreichbar ist.

Die farblichen Gestaltungsmöglichkeiten des Silikatputzes sind auf eine Reihe von Pastelltönen eingeschränkt.

Wer ihn als Amateur verarbeitet, der sollte unbedingt die Fenster mit dichten Folien schützen, denn er kann das Glas verätzen. Und wenn dies passiert, ist der Preisvorteil allemal dahin.

Organisch gebundene Putze

Nun bewegen wir uns preislich schon in der etwas höheren Kategorie, und da wird es auch bunter. Kunstharzputze können in allen Farbtönen hergestellt werden. Vorsicht ist lediglich bei der Verarbeitung geboten, wenn in der Ferne dicke Regenwolken aufziehen. Das verträgt der in einer dünnen Schicht aufgetragene Putz, der rein physikalisch härtet - also trocknet - nicht. Dafür ist er im abgebundenen Zustand schlagregenabweisend und trotzdem wasserdampfdurchlässig. Eingesetzt werden kann er sowohl auf mineralischen wie organisch gebundenen Untergründen.

Kunstharzputze haben eine hohe Farbstabilität, und sie sind sehr elastisch und unempfindlich gegen Umwelteinflüsse. Ihre Elastizität verhindert die Rissbildung und macht einen Einsatz auf dem Wärmedämmverbundsystem besonders empfehlenswert. Auch unmittelbar auf Holz- und Verbundplatten ist er ein ausgezeichneter Werkstoff. Wegen seiner geringen CO2-Durchlässigkeit kann er auch auf Stahlbeton verarbeitet werden, dennoch ist ein zusätzlicher CO2 sperrender Anstrich sinnvoll.

Siliconharzputze

Dipl.-Ing. Volker Busch: „Das ist der Mercedes unter den Putzen“. Wie sein Name sagt, ist Siliconharz das Bindemittel, und wie bei den Kunstharzputzen härtet er physikalisch, also trocknet schlicht und einfach. In fast allen Teilbereichen - Wasserabweisung, Wasserdampfdurchlässigkeit, Farbtonstabilität, Überarbeitbarkeit und Beanspruchbarkeit der Oberfläche - erhält er Bestnoten. Lediglich bei der Vielfalt der möglichen Farben gibt es Einschränkungen. Im Normalfall kann man Siliconharzputz bis + 5° C verarbeiten, Sto bietet aber auch Mischungen an, die am Tag bei + 1° C und hoher Luftfeuchtigkeit aufgetragen werden können und in der Nacht dann noch - 7° C vertragen. Wer also in den Winter hinein baut, der sollte auch nach solchen Lösungen fragen.

„Den idealen Putz für jeden Einsatzzweck“, so Dipl.-Ing. Volker Busch, „gibt es nicht“. Abhängig von den Untergründen, der gewünschten Belastbarkeit, der Konstruktion des Hauses, der gewünschten Farbe und Struktur, aber auch dem zur Verfügung stehenden Geld muss das Optimum gesucht werden. Auf Mauerwerk braucht es einen anderen Putz als auf Holz, auf mineralischem Unterputz einen anderen als auf Fertighausbeplankungen. Sicher sind die verschiedenen Hersteller für die Beratung die richtigen Partner, denn neben den vier Hauptgruppen, die wir hier aufgeführt haben, gibt es in jeder Gruppe noch zahlreiche Putze, mit denen sich mehr oder weniger gut die unterschiedlichen optischen Effekte erzielen lassen. Will man eine Rillenputzstruktur haben, braucht es eine andere Kornzusammensetzung als für Kratzputz. Rollputz wird mit der Malerrolle aufgetragen. Modellierputz mit seinen großen plastischen Fähigkeiten eignet sich zum Beispiel, um sich ein mediterranes Flair auf die Terrasse zu holen, und im Buntsteinputz bilden die mit farblosen Kunstharz gebundenen kleinen farbigen Steinchen eine attraktive Optik.

390 Farbtöne umfasst allein das StoColor System bei Kunstharzputzen, 171 immer noch bei Silikat- und Silikonharzputzen.

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