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Solarwatt

Dachssteine mit Solarmodulen

Sonnige Zeiten


Trotz schlechter Startbedingungen hat es ein Dresdner Photovoltaik-Unternehmen geschafft.

Als Dipl.-Ing. Lothar Schlegel mit seinem Partner Dr. Frank Schneider vor nunmehr einem Jahrzehnt in Dresden die Solarwatt Solar-Systeme GmbH gründete konnte er auf solide wirtschaftliche Erfahrungen bauen. In der DDR gehörte er zur Geschäftsleitung des Dresdner IMD (heute ZMD), einem 3500-Mann Unternehmen, in dem damals der Megabit-Chip entwickelt wurde. Einige Jahre war er im Auftrag der Jenoptik Geschäftsführer von deren holländischer Tochter. 1990 kehrte in die Geschäftsleitung von IMD zurück und war dort für die Ausgründungen aus dem Unternehmen verantwortlich.

Die Voraussetzungen

Nachdem dies vollbracht war, gründete er den eigenen Betrieb, und zwar zu einem Zeitpunkt, als in Deutschland die Zeichen für die Photovoltaik denkbar schlecht standen. Das 1000-Dächer-Programm war ausgelaufen. Die Regelungen für die kostendeckende Einspeisung des Stroms gab es zwar in einigen westdeutschen Städten, nicht aber im Osten. Von bundesweiten Förderungen für Solarstrom war keine Rede mehr. Über Eigenkapital verfügten die beiden Gründer nicht. Sie mussten sich also sogar für die erforderlichen 60.000 Mark einen Geschäftspartner suchen. Mit 300.000 Mark Fördermitteln vom Freistaat wurde schließlich am 17. 2. 1993 das Unternehmen mit damals zwei Beschäftigen in das Handelsregister eingetragen.

Die Marktlücke

Was dann folgte, ist eine Erfolgsgeschichte. Die Firmengründer wussten, dass in dieser Zeit mit dem Bau großer Solaranlagen auf dem Dach kein Umsatz zu machen war. Also orientierten sie sich zuerst auf die Insellösungen. Das sind kundenspezifisch entwickelte Anlagen in Bereichen, wo wenig elektrische Energie benötigt wird, diese aber nur mit sehr hohem Aufwand aus dem Netz zu installieren wäre: Stausensoren auf der Autobahn, Notrufsäulen, Parkscheinautomaten, Niedrigst-Energiescheinwerfer für die Beleuchtung von Schildern, Verkehrszeichen und Wartehäusern, spezifische gekrümmte Solarmodule für Boote und Yachten, die solare Beleuchtung von Schifffahrtszeichen auf der Elbe. Schlagfeste Solarmodule – eingebettet in Giesharz – wurden für Zigarettenautomaten und Chipkartenleser entwickelt. Lichtdurchlässige Solarfassaden sind im Programm und verschiedenfarbige Module, die sich u.a. auch in Schieferdächer integrieren lassen. Der Bus-Betriebshof in Bad Füssing und das Berliner Abgeordnetenhaus wurden mit Solaranlagen ausgestattet.

Jetzt orientiert sich Solarwatt auch auf die „große“ Insellösung. Besonders in Entwicklungsländern, in denen große Entfernungen für die Stromversorgung abgelegener Siedlungen oder Einrichtungen zu überbrücken wären, sieht Lothar Schlegel einen Wachstumsmarkt. Schon wird eine Missionsstation in Brasilien mit Strom aus Dresdner Zellen versorgt. Mit weltweit 21 Werkstätten in Entwicklungs- und Schwellenländern arbeitet Solarwatt zusammen. Und auch mit dem Nahen Osten gibt es bereits Verträge. In China, Taiwan, Afrika, Südamerika und Australien liegen die wichtigsten Wachstumspotentiale für das Unternehmen, das heute 70 Prozent seines Umsatzes in den alten Bundesländern macht und nur ein Prozent in Sachsen.

Die Unternehmensentwicklung

Mit 150.000 Mark Jahresumsatz hatte die Firmengeschichte begonnen. Heute sind hier 90 Mitarbeiter beschäftigt. Sie werden 2002 rund 20 Millionen Euro Umsatz erbringen. Dabei spürt Lothar Schlegel einen deutlichen Einfluss der Politik auf das Geschäft. Als 1999 das 100.000-Dächer-Programm von Rot-Grün zu wirken begann, stieg der Umsatz von zwei Millionen Mark auf 3,5 Millionen, die Mitarbeiterzahl von 19 auf 31. Vor der letzten Bundestagswahl gab es eine spürbare Kaufzurückhaltung. Jetzt boomt der Markt. Investoren haben Sicherheit. Schlegel rechnet mit 30 Prozent Wachstum in Jahr, kann sich in den nächsten Jahren recht gut eine Verdopplung des Mitarbeiterstammes vorstellen.

Die Philosophie

Natürlich wollten wir wissen, wo Lothar Schlegel das Erfolgsrezept sieht. Da ist zum einen die Marktnische, die das Unternehmen besetzt hat. Diesen Markt muss man bedienen und einen gesicherten Umsatz auf der Basis einer soliden Finanzierung erreichen. Dann kann man Schritt für Schritt investieren. Schlegel: „Man darf, zumindest bei Neugründungen, nicht erst das Produkt entwickeln und dann mit hohem Werbeaufwand den Markt dafür schaffen. Und wenn ein Produkt läuft, muss das nächste schon in der Entwicklung sein. Mehr als 300 Kunden sind heute in unserer Adressdatei und für viele wurden ganz spezifische Lösungen geschaffen.“

Ganz wichtig ist für ihn natürlich die finanzielle Situation. Über acht Jahre hinweg ist Solarwatt ohne Bankkredit ausgekommen. Jede verdiente Mark, jeder Euro wurde in die Erweiterung des Unternehmens, in Arbeitsplätze, investiert – da spielt auch eine spezifisch ostdeutsche soziale Komponente eine wesentliche Rolle. Das Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen, rangiert für ihn weit vorn in der Wertskala, zumindest gleichberechtigt mit der Erwirtschaftung von Gewinnen. Und so haben die Gesellschafter noch keine Gewinnbeteiligung gesehen, auch wenn diese darüber sicher nicht ganz glücklich sind. Schlegel: „Wir haben eine Größe erreicht, bei der wir darauf achten müssen, dass sich die Fixkosten auf immer mehr Umsatz verteilen. Sonst bleiben wir stehen, und wer stehen bleibt, hat verloren.“ Mehr dazu: www.solarwatt.de

 

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