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Stein des Weisen

Der Stein des Weisen


Man könnte meinen, auf dem derzeitigen Baumarkt gäbe es nun bereits genügend Verfahren und Steine, deren Prinzip auf der nachträglichen Verfüllung der Hohlräume mit Beton basiert. Tatsache ist aber, neben Vorteilen sind alle auch mit Nachteilen behaftet. Wäre dies nicht so, gäbe es schließlich nur ein Verfahren. Wenn mit verlorener Schalung gearbeitet wird, eignen sich die Verfahren eigentlich nur zur Vorproduktion im Werk, was zwar kostengünstiges und schnelles Bauen ermöglicht, andererseits aber den möglichen Eigenleistungsanteil erheblich reduziert. Andere Steine wiederum erfordern für bestimmte Zwecke den Einsatz zahlreicher Sonderformen, was die Logistik auf der Baustelle erheblich kompliziert und oft auch ganz schön ins Geld geht.

Innovation aus Beton

Ziel der Entwicklung von Prof. Dr.-Ing. Habil. Manfred Gruber, einst Direktor des Instituts für Baukonstruktionen und Holzbau der TU Dresden - heute emeritiert -, und von Dipl.-Ing. Frank Mönke war es nun, einen Kammerstein zu schaffen, der extrem preisgünstig herstellbar ist, der sich auch von Amateuren auf der Baustelle leicht verlegen lässt und der mit einer einzigen Form und möglicherweise einem geringen Anteil normaler Ziegel allen Anforderungen der Baustelle entspricht.

„Was herauskam“, so der Professor zur, „ ist ein Produkt, das einer Fußbank nicht unähnlich ist. Es ermöglicht den Bau von Wanddicken von 175, 240 und 300 Millimetern. Damit ist die Geometrie des Steines auf die gängige Ziegelgröße abgestimmt. Er ist ebenso geeignet für den Bau von Kellern wie von Decken, und zwar ohne Hebezeug. Beim Einbau der innenliegenden Armierungen kann man nichts falsch machen, da die Aussparungen exakt die richtige Lage vorgeben. Der Stein wirkt als tragendes Schalungssystem und gestattet statisch auch ausgefallene Wünsche des Bauherren zu befriedigen.“ Und Dipl.-Ing. Frank Mönke ergänzt: „Wir haben das Stein-Schalungselement optimiert, indem wir es auf eine Form reduziert haben. Das ermöglicht besonders dem privaten Bauherren eine perfekte Logistik auf der Baustelle. Während der Arbeit auf der Baustelle am Wochenende und am Abend fehlt eben die Sonderform nicht, ist also keine teure Nachbestellung nötig. Da muss auch nichts zurechtgesägt werden.“ „Nach Fertigstellung des Rohbaus“, so der Professor weiter, „erfolgt eine klassische Wärmedämmung an der Außenfassade. Damit haben wir alle Vorteile des massiven Baus. Die Kälte kann nicht in das Haus kommen und die Wände speichern die Wärme im Haus, geben sie bei Bedarf wieder ab.“

Als Seitenschalung wie auch als Sohlfläche bei einer Fundamentbalkenausbildung kann der Stein genutzt werden. Einfache aufgeständerte Rüstungsbalken im Abstand von 60 Zentimetern ermöglichen die Verwendung als Deckenkonstruktion im Sinne einer verlorenen Schalung. Tür- und Fensterstürze, Ringanker und Ringbalken können mit ihm ausgeführt werden. Sein Gewicht liegt bei nur 13,5 Kilogramm, also bei 54 Prozent der zulässigen Last. Damit kann auch der weniger kräftige Bauherr oder die Bauherrin Eigenleistung erbringen.

Herstellung zu günstigen Preisen

Eigentlich kann dem Bauherren ja völlig gleichgültig sein, wie die Steine hergestellt werden, die er verarbeitet, es sei denn er interessiert sich für die Ökobilanz, also den Energieverbrauch während der Produktion. Hier ist das etwas anders. Die Erfinder schlagen das Intrusionsverfahren vor, für das es an der TU schon zahlreiche Entwicklungen gibt. Das Grundprinzip, vereinfacht dargestellt: Nach dem Verfüllen der Form mit Beton presst ein Stempel mit der fünffachen Kraft des natürlichen Luftdrucks das überflüssige Wasser aus dem Beton. Die Technologie ist mit der Spritzgusstechnik vergleichbar, wobei teurer Betonverflüssiger nicht notwendig ist. Aber schon nach einer Minute ist der Stein so verfestigt, dass er aus der Form genommen und das weitere chemische Abbinden im Regallager erfolgen kann. Damit ist es möglich, mit nur einer einzigen - allerdings sehr teuren - Form pro Jahr das Material für 100 Häuser zu fertigen. Das macht das Ganze so günstig, dass letztlich ein Preis weit unter der 2-DM-Schwelle herauskommen dürfte. Erste Schätzungen der reinen Baukosten eines Hauses, also der Kostengruppe 300 und 400 der DIN 276, lassen erwarten, dass bei vernünftiger Serienfertigung des Steines Hauspreise herauskommen dürften, die die Töpfer-Norm von 2.000 Mark je Quadratmeter Wohnfläche aus dem Bereich des preisgünstigen Bauens verdrängen. Ein Berliner Werk interessiert sich bereits für den Stein, und es sollte auch der sächsischen Betonwirtschaft gut zu Gesicht stehen, die Kontakte mit den Erfindern aufzunehmen, die bereits drei Patente auf das Produkt haben. Denn: Wer zu spät kommt ...

Hausentwicklungen - rein probeweise

Um nun zu belegen, dass mit dem Stein fast alles möglich ist, entwickelte der Architekt Prof. Gruber auch gleich noch einige Häuser auf der Grundlage des neuen Produktes. Ein winkelförmiges Atrium-Haus ist dabei, mit innenliegendem Gartenbereich und mit transparenter Wärmedämmung, die in hohem Maße die Sonnenenergie und die Speicherfähigkeit der massiven Konstruktion nutzt. Mit Wohnungsgrößen von 77 bis 112 Quadratmetern erfüllen sie viele Bedürfnisse. Die einfache und flächengünstige Dachausbildung bietet gute Voraussetzungen zur solaren Warmwasserbereitung und für das Sammeln des Regenwassers. Leerrohre in den Wänden erleichtern den Ausbau.

Was besonders erfreulich ist, auch ein Erzgebirgshaus wurde entwickelt. Gegenüber anderen Entwicklungen, die genauso gut in weiter entfernten Regionen stehen könnten oder die aus diesen Regionen kommen und nur mit einem neuen Dach versehen wurden, zeichnet es sich durch eine Optik aus, die historisch gewachsene Bautradition des Erzgebirges wirklich aufnimmt. Der rechteckige Grundraß und der nahezu ebenerdige Eingang an der Längsseite sind solche Merkmale. Auch Varianten mit Wintergärten im Dachgeschoss, geeignet für Bebauungen am Rande der Kleinstädte des Erzgebirges sind unter den Entwürfen.

 

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